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Mittelalterliche Stadtbefestigung der "Oberstadt"

Obwohl das Gebiet bereits seit dem Frühmittelalter besiedelt war, erfolgte die Neugründung auf dem Siegberg vermutlich zwischen 1170 und 1220. Die Nassauer Grafen gingen dabei planmäßig vor und errichteten die Stadt im Schutz einer um 1200 entstandenen Burg, aus der sich später das Obere Schloss entwickelte. Seit dem Mittelalter war die Kernstadt Siegen von einer Stadtmauer mit Wehrtürmen umgeben. Drei große Tore: Löhrtor, Marburger Tor und Kölner Tor, sowie zahlreiche kleinere Pforten ermöglichten den Verkehr. Neben der Kontrolle der Reisenden nutzte die Stadt die Tore als Einnahmequelle und verlangte Sperrgelder. Mit den Einnahmen wurden die Armen der Stadt unterstützt. Nach dem großen Stadtbrand 1695 gab es große bauliche Veränderungen auch im Umfeld der Stadttore. Die Befestigungswerke verfielen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts jedoch zunehmend. Teile der Befestigungen wurden baulich saniert und grenzen den mittelalterlichen Stadtkern der Oberstadt sichtbar ab. Der mittelalterliche Stadtgrundriss sowie entsprechende Ortsbezeichnungen und Straßennamen prägen die Stadt bis heute.

Löhrtor

Das Löhrtor, von dem es in Richtung Wetzlar ging, lag an der südlichen Seite der Altstadt. Benannt wurde die Pforte nach dem nahe dem Fluss Weiß gelegenen Gerbereiviertel. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Tor und Grundstück bereits privatisiert. Die Mauern wurden ab 1833 abgerissen. Bis 1883 waren die letzten Reste beseitigt, um neuen Wohnhäusern Platz zu machen. Heute erinnert die Straßenbezeichnung Löhrtor an den ehemaligen Standort. Außerdem trägt das benachbarte Gymnasium den Namen des Stadttores.

Kölner Tor

Das Kölner Tor war der westliche Zugang, am Fuße des Siegberges gelegen und damit unterhalb des Unteren Schlosses. Das erstmals 1455 erwähnte Tor erhielt seinen Namen, da der Weg von hier in Richtung Köln führte. Das Tor zerfiel wie die anderen Stadtbefestigungen im Laufe der Jahrhunderte und das Kölner Tor wurde im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts endgültig abgebrochen. Zur 700-Jahrfeier der Stadt Siegen 1924 konstruierte man einen hölzernen Nachbau. Heute erinnern die Bezeichnungen Kölner Straße und Kölner Tor an die ehemalige Befestigung. Im Bereich des ehemaligen Kölner Tores steht seit 1974 die Skulptur eines zwei Meter großen Berliner Bären, ein Geschenk der Partnerstadt Berlin-Spandau an die Stadt Siegen.

Marburger Tor

Das Marburger Tor lag am nordöstlichen Ende der Altstadt auf dem Siegberg. Es wurde 1311 erstmals erwähnt. Seinen Namen erhielt das Tor, weil der Weg von hier Richtung Marburg führte. Im 16. Jahrhundert wurde dem Marburger Tor ein Bollwerk zur Verteidigung der Stadt vorgelagert. Wie die anderen Tore zerfiel auch dieses Tor zunehmend. 1830 wurde das lange Torgewölbe beseitigt, 1852 und 1889 wurden die Reste des eigentlichen Tores und das Bollwerk abgetragen. Heute erinnert die Straßenbezeichnung Marburger Tor an den ehemaligen Standort. Unweit des Marburger Tores befindet sich die Marburger Pforte. Dieser Torturm gehörte als Zugang zur Anlage des Oberen Schlosses.

Erinnerungskulturelle Debatten

Im Mai 2024, dem Jahr der 800-Jahr-Feier, wurde der Stadtgrundriss der Siegener Oberstadt von der Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) als Denkmal des Monats ausgezeichnet. Denkmalpfleger Nico Vincent Völkel betonte die Beständigkeit historischer Stadtgrundrisse und die Bedeutung der Bewahrung und behutsamen Entwicklung historischer Siedlungsareale am Beispiel Siegens. Trotz der Unterschiede zwischen der „schönen“ Altstadt mit ihrer Fachwerkarchitektur und der schlichten Neubebauung der seit 1945 wiederaufgebauten Oberstadt zeigt sich auf den zweiten Blick, dass die mittelalterliche und frühneuzeitliche Struktur Siegens auf dem Großteil des Siegbergs fortdauert.

Quellen

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orte/stadtmauer.1716887324.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/05/28 11:08 von armchairtimetraveller