Herrengarten
Der Herrengarten lag ursprünglich vor den Toren der alten Kernstadt Siegen. Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679) ließ ihn als Lustgarten anlegen, mit einer Umfassungsmauer und einem schmiedeeisernen Gitter umfassen. Drei Zugänge führten in den drei Hektar großen Garten, in dem sich das Herrenhaus mit Orangerie, ein Lusthäuschen und ein Teehaus befanden. Der Garten soll eine besondere Kostbarkeit gewesen sein, mit Gewächsen aller Art, gepflegten Wiesen, sandbestreuten Wegen, Blumenbeeten und Rabatten. Auch von Sandstein-Statuen griechischer Göttinnen und Götter wird berichtet. Dazu gehörte auch ein vergoldeter Bacchus, der für die 1669 erbaute Schenke der Anlage bestimmt war.
Der Herrengarten blieb jedoch nicht unberührt. Die erste Hälfte des Areals musste in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Eisenbahn weichen. Vor dem 1. Weltkrieg wurde der Rest einer städtebaulichen Entwicklung mit Wohn-und Geschäftshäusern geopfert. Später wurde das Hauptgebäude des Herrengartens zur Oberförsterei und diente dann bis zu seinem Abriss 1938 als Sitz der NSDAP.
Nach dem Erlöschen des Hauses Nassau-Siegen wurde der Herrengarten unterschiedlich genutzt. 1783 pachtete ihn ein ehemaliger Gärtner der fürstlichen Familie. Er öffnete den Herrengarten für die Bürger, richtete einen Ausschank ein und eröffnete eine Kegelbahn. 1911 erwarb die Stadt Siegen das Areal. Die einstigen Mauern wurden entfernt, ein Teil des schmiedeeisernen Gitters auf das Gelände des Stadtparks Eintracht verbracht. Kümmerliche Reste sind heute im Schlosspark am Oberen Schloss zu finden. 1977 wurden die letzten Reste der Parkanlage beseitigt und ein Geschäftshaus gebaut. Derzeit ist die Rückführung in eine Parkanlage geplant.
Auf diesem Plan der Stadt Siegen aus dem Jahr 1751 ist der Herrengarten unten links zu sehen.
Diese Aufnahme aus dem Jahr 1910 zeigt das durch die Bahntrasse zerteilte und überbaute Gelände des Herrengartens. Auf dem dreieckigen Platz davor haben Siegener Bürgerinnen und Bürger Wäsche zum Bleichen ausgelegt.
Das Eingangstor des Herrengartens mit dem schmiedeeisernen Lanzengitter
Diese Aufnahme zeigt ein Teehäuschen, das als Teil der ursprünglichen Anlage erhalten blieb.
1939 wurde auf dem überbauten Gelände des Herrengartens, inzwischen „Heldenplatz“ genannt, ein Marine-Ehrenmal errichtet.
Dieses Gebäude ist heute als Herrengarten bekannt. Eigentlich steht es jedoch auf dem ehemaligen Platz vor dem Herrengarten.